­­­­The Core of Agile
Wie Du agil arbeiten kannst, auch wenn Du keine Software entwickelst

In diesem Artikel wollen wir mit Dir in das Agile Manifest eintauchen. Dabei stellen wir die 12 Prinzipien des Manifests vor und erklären, was genau du innerhalb dieser erreichen kannst.

Der Ursprung

Der Kern des Agilen Manifests umfasst die Überlegungen, was Agilität eigentlich bedeutet. Bei allen Artikeln, Videos, Studien und Podcasts finden wir nach wie vor: Das Agile Manifest ist die beste und prägnanteste Zusammenfassung des agilen Gedankens. Lass uns gemeinsam einen Blick hineinwerfen!

Ein Klick auf den Link bringt Dich zum Originalen agilen Manifest. Aber wer hat es eigentlich verfasst? Dies geschah durch eine Gruppe von unabhängigen Denker+innen aus den Bereichen Extreme Programming, SCRUM, DSDM, Adaptive Software Development, Crystal, Feature-Driven Development, Pragmatic Programming und verwandten agilen Bereichen. Sie hatten sich zur Agile Alliance zusammengeschlossen, um allen Anwender+innen einen besseren Wege der Softwareentwicklung zu ermöglichen.

Dabei ist ihnen Folgendes aufgefallen:

Es gibt vier Werte, die unvermittelt ins Zentrum der Kommunikation und Ausführung rücken müssen. Aber sie stehen in einem Verhältnis mit ihrem Counterpart.

„Individuen und Interaktionen mehr als Prozesse und Werkzeuge
Funktionierende Software mehr als umfassende Dokumentation
Zusammenarbeit mit dem Kunden mehr als Vertragsverhandlung
Reagieren auf Veränderung mehr als das Befolgen eines Plans“

Das heißt nun nicht, dass die Werte auf der rechten Seite unwichtig sind. Es heißt lediglich, dass den Werten auf der linken Seite mehr Bedeutung zukommt.

Was bedeutet das?

Agilität bedeutet, dass Menschen zusammenarbeiten und miteinander agieren und dass das besser funktioniert als sich auf Prozesse und Tools zu versteifen. Agilität hat also eine starke Team- und Interaktionskomponente.

Für den zweiten Wert müssen wir das Wort „Software“ gedanklich durch „Produkt“ oder „Dienstleistung“ ersetzen. Also, dass was Du in Deinem Unternehmen für Deine Kunden machst, hat mehr Bedeutung als die Dokumentation dessen. Eigentlich trivial? Die Realität zeigt, dass in zahlreichen Projekten die Dokumentation zu viel Zeit im Vergleich zur tatsächlich wertstiftenden Leistung frisst.

Agilität heißt auch, mit Kunden zusammenzuarbeiten und nicht die Zusammenarbeit über viele (durchaus manchmal notwendige) Verhandlungen aus den Augen zu verlieren. Das agile Manifest hat damit historisch vorgezeichnet, was wir heute als Co-Creation bezeichnen würden.

Und schlussendlich: Agilität heißt nicht, dass man nicht plant. Entgegen der falschen Bilder in der Öffentlichkeit. Es heißt nur, dass es durch die sich weiter verändernde, hyperkompetitive VUKA-Welt noch wichtiger geworden ist, kontinuierlich auf Veränderungen zu reagieren.

Prinzipien hinter dem Agilen Manifest

12 Prinzipien liegen hinter dem agilen Manifest, die deine Reaktionsfähigkeit steigern. Bei der Lektüre lässt sich erahnen, wie Agilität gleichermaßen Software-fernen Unternehmen hilft.

1. Kontinuierlich Ausliefern:

Du solltest früh und regelmäßig, das übergeben, was Du erstellst. Und zwar so, dass es wertvoll ist. Das bedeutet, dass Du Deinen Kunden regelmäßig wertvolle Teilerfolge übermittelst. Das gibt dir die Chance, früh und regelmäßig Feedback zu erhalten – und Dich kontinuierlich zu verbessern.

2. Veränderungen begrüßen:

Unternehmen müssen in der Lage sein, auf Veränderungen in ihrem Umfeld zu reagieren. Durch die Offenheit für Anpassungen und die Agilität bei der Umsetzung, kannst Du einen Wettbewerbsvorteil erlangen und auf sich ändernde Marktanforderungen reagieren. Veränderungen sehen wir als Agilisten stets als Chance!

3. Regelmäßig in kurzen Abständen ausliefern:

Du solltest das, was Du anbietest, nicht nur regelmäßig und kontinuierlich zur Verfügung stellen. Du solltest es auch innerhalb weniger Wochen oder Monate verwirklichen. Und wenn Du Dir nicht sicher bist, wähle die kürzere Zeitspanne. Das gibt Dir wieder die Gelegenheit zum Einholen von Feedback

4. Zusammenarbeit zwischen Fachexpert+innen:

Fachbereiche und Teams sollten täglich zusammenarbeiten, um die Ziele des Unternehmens zu erreichen. Indem Teams cross-funktional miteinander arbeiten, können sie regelmäßig Wissen austauschen, Silos aufbrechen und eine gemeinsame Vision verinnerlichen. Das führt dazu, dass Teams effektiver Arbeiten und ihre Leistung verbessern.

5. Motivierte Individuen:

Du solltest ein Umfeld schaffen, das Mitarbeiter+innen motiviert und sie einlädt, sich zu engagieren. Das bedeutet, dass Du Ressourcen bereitstellen sollten, Mitarbeiter+innen zu unterstützen und ihren Fähigkeiten vertrauen solltest. In agilen Projekten sind motivierte und empowerte Menschen der Kern. Es gibt übrigens viel Forschung, die zeigt, dass Empowerment ein wichtiger Faktor für effektive Teams ist!

6. Face-to-Face-Kommunikation:

Ihr solltet im Team direkt und persönlich kommunizieren. Das ist oft effektiver als schriftlich zu kommunizieren. Ihr könnt von regelmäßigen Meetings, Diskussionen und einem offenen Austausch profitieren, um Informationen klar zu vermitteln, Missverständnisse zu vermeiden und eine engere Zusammenarbeit zu ermöglichen. Aber haltet Eure Meetings effektiv und seht sie mehr als Mini-Workshops.

7. Funktionierende Software:

Um Fortschritt zu messen, ist die wichtigste Metrik wie gut Euer Produkt oder Eure Dienstleistung funktioniert. Agilität enthält also einen konsequenten Fokus auf den Mehrwert, den ihr anbietet.

8. Gleichmäßiges Tempo:

In vielen agilen Frameworks wie Scrum, Nexus, Scrumban oder auch OKRs arbeitet man in Sprints. Also Iterationen, in denen ihr ein Zwischenziel erreicht und ausliefert. Du solltest mit Deinem Team, Deinen Kunden und Deinen Nutzer+innen in einem Tempo zusammenarbeiten, dass ihr langfristig durchhalten könnt – und das Wort Sprint nicht zu wörtlich nehmen.

9. Technische Exzellenz:

Behalte stets die technische bzw. inhaltliche Exzellenz und ein gutes Design im Fokus. Das gilt auch für das Design Deiner Prozesse und Deiner Organisation. Reduziere komplexe Abläufe und denke „lean“. Dadurch schaffst Du eine effiziente und ergonomische Arbeitsumgebung. 

10. Einfachheit:

Maximiere die Menge nicht notwendiger Arbeit. Klingt seltsam? Gemeint ist, dass du die Komplexität einer Aufgabe auf das Notwendige reduzierst und den Anteil vergrößerst, der nicht zur Wertschöpfung beiträgt. Du wirst wahrscheinlich nie an dem Punkt sein, dass alles getan ist. Also priorisiere richtig und entscheide aktiv, was Du nicht tust. Und tue davon so viel wie möglich!

11. Selbstorganisierte Teams:

Selbstorganisierte Teams können die Leistung und Effektivität eines Unternehmens steigern. Indem Du den Mitarbeiter+innen Verantwortung überträgst, ihnen das Vertrauen schenkt, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und sie in die Gestaltung der Arbeitsprozesse einbeziehst, kannst Du in Unternehmen ein Umfeld schaffen, in dem Innovation und Kreativität entstehen und wachsen können. Das Stichwort hier lautet Empowerment.

12. Regelmäßige Reflexion:

Plane regelmäßig Zeit für Reflexion und Lernprozesse in euren Teams ein. Durch die kontinuierliche Bewertung und Anpassung der eigenen Arbeitsweise könnt ihr Verbesserungspotenziale identifizieren, Engpässe beseitigen und die Leistung kontinuierlich steigern. Eine gute Praxis ist eine regelmäßige Retrospektive. Die empfehlen wir insbesondere für Menschen im Management. Keep it simple – es reicht vollkommen aus, in jeder Retro eine Kleinigkeit zu identifizieren, die ihr auch umsetzt. Das ist besser, als 37 Themen zu finden, sie zu priorisieren, in Confluence zu schreiben und dann zu vergessen.

Das Agilen Manifest begleitet uns schon lange und war auch der Grundstein unserer eigenen Transformation. Es ist simpel, aktuell und fasst das Wesentliche zusammen. Wenn Du wissen willst, wie Du in Deiner Organisation agiler werden kannst, sprich uns gerne an! Manchmal reichen schon Kleinigkeiten, um eine große Veränderung zu bewirken.

Hast Du Fragen? Sprich mich gerne an.

Nico ThümlerAgile Coach